In der Woche vom 9. bis 13. Oktober 2023 wird für die Oberneulanderin Auguste Döhle ein Stolperstein verlegt werden. Es wird der erste Stolperstein überhaupt in Oberneuland sein. Der genaue Termin steht noch nicht fest, wird hier aber umgehend bekannt gegeben.
Stolpersteine erinnern an die Opfer des NS-Regimes. Sie bilden das größte dezentrale Mahnmal Europas. Der 75-jährige Künstler Günther Demnig erstellt und verlegt diese Steine seit 1996 in bislang 24 Staaten, davon in 1.265 Kommunen Deutschlands. Bislang sind es circa 75.000 Steine. Sie bestehen aus Beton und sind mit einer Messingplatte überzogen, auf denen die Daten des Opfers stehen.
Seit 2004 werden auch einmal im Jahr in Bremen Stolpersteine verlegt. Dieses Jahr wird Günther Demnig nicht persönlich nach Bremen kommen. Das ist schade, denn ich bin immer wieder beeindruckt, ihm bei seiner Arbeit zuzuschauen.
Auguste Döhle wurde am 16. Februar 1888 (wahrscheinlich 1890) in Rockwinkel geboren. Sie stammte aus einer kinderreichen Familie, arbeitete als Dienstmädchen und hatte aufgrund verschiedener psychischer Diagnosen mehrere Aufenthalte in der Bremer Nervenklinik St. Jürgen-Asyl. Am 16. Dezember 1943 wurde sie von dort nach Meseritz-Obrawalde verlegt und ermordet.
Der Direktor der „Landesheilanstalt Meseritz-Obrawalde“, Walter Grabowski, teilt ihrer Schwester Meta am 26. Januar 1944 schriftlich mit, dass er ihr die „betrübende Mitteilung“ machen müsse, dass „Ihre Schwester, Fräulein Auguste Döhle, geboren 16. Februar 1890 in Oberneuland Landgebiet Bremen, in den hiesigen Landeskrankenanstalten am 16.12.43-9,30 Uhr sanft entschlafen ist. Die Erdbestattung hat am 20.12.1943 auf dem hiesigen Anstaltsfriedhof stattgefunden.“
Auguste Döhle wurde laut Familienstammbuch als fünftes von zehn Kindern am 16. Februar 1890 geboren. Ihre Eltern waren August und Margarete Döhle, geborene Klüver. Sie hatten am 28. November 1883 zu Rockwinkel geheiratet. Als Beruf des Vaters wird Landmann angegeben. Er lebte bis 1931 und wurde 82 Jahre alt. Margarete starb mit nur 51 Jahren bereits am 19. November 1909. Den Ort Rockwinkel gibt es heute nicht mehr. Er findet sich nur noch in Straßennamen wieder, wurde mit Oberneuland vereint, seit 1945 ein Stadtteil von Bremen.
Auguste und ihre älteste Schwester Anna Wilhelmine lernten sich nie kennen: Das erste Kind der Döhles starb wenige Wochen nach seiner Geburt (4. März bis 23. Mai 1884).
Am 30. Mai 1885 kam Claus Christel auf die Welt. Am 30. September 1886 wurde Meta geboren, bei der Auguste später lebte.
Das vierte Kind wurde wie die Erstgeborene Anna Wilhelmine genannt, geboren wurde es am 7. Oktober 1887. Das sechste Kind, Bertha, kam am 23. März 1891 auf die Welt.
Es folgten am 15. April 1893 Wilhelmine, und am 22. September 1894 der zweite Junge, August. Hinrich wurde am 14. Mai 1896 geboren und starb sechs Tage später am 20. Mai. Zuletzt kam Johann am 25. Januar 1899 auf die Welt.
Es gibt eine Krankenakte für Auguste Döhle, die sich im Krankenhausmuseum befindet. Eine Historikerin recherchiert derzeit weitere Daten, so ihre verschiedenen Diagnosen, ihre Aufenthalte im St- Jürgen-Asyl in Osterholz, genannt nach dem früheren Dorf Ellen, sowie ihre Verlegung nach Meseritz. Sie verifiziert auch ihre letzte frei gewählte Adresse, vermutlich das Haus, in dem ihre Schwester Meta lebte. Sobald diese Daten zusammengetragen sind, werden sie hier veröffentlicht.